<< In diesem Augenblick, überall auf der Welt, betrügt gerade jemand oder wird jemand betrogen.>>. (Perel, 2017, S.17)
Sexuelle Untreue ist ein weit verbreitetes interkulturelles Phänomen welches gesellschaftliche Sanktionen nach sich zieht (Clement, 2009, S.13). In neun Ländern dieser Welt kann Frauen die Todesstrafe wegen „Unzucht“ drohen (Perel et al., 2020, S.36). In der heutigen Zeit habe ein Wandel der öffentlichen Sexualmoral stattgefunden. In öffentlichen Medien steige die Toleranz für sexuelle Untreue, beispielsweise würden in Talkshows Bekenntnisse zur Untreue vermehrt inszeniert werden. Diese öffentliche Lockerung der Sexualmoral bilde jedoch nicht die Realität im privaten Leben ab. Dort stelle sich die Außenbeziehung als die schwerste Bedrohung einer Paarbeziehung dar (Retzer, 2015, S.264).
Die „große Liebe“ eine romantische Illusion? Paare leben heutzutage in dem Spannungsfeld der „Faszination des romantischen Ideals“ und der sich abbildenden Realität, des Scheiterns, der Endlichkeit von Paarbeziehungen. Die Vorstellungen der idealen romantischen Beziehung beinhalten: „Leidenschaft, Verlässlichkeit, Nähe, Gemeinsamkeit, Kinder, Erotik. Gemeinsam alt werden. Und alles nur mit einer Person und das für immer“ (Clement, 2009. S.25).
Die Unendlichkeit der Paarbeziehung sei heute eine Ausnahme geworden. Der Begriff „Lebensabschnittspartner“ würde die Paarbeziehung im 21. Jahrhundert treffender beschreiben (Clement, 2009, S.26). Damit sind die Merkmale der Romantik in der heutigen Paarbeziehung unterrepräsentiert. Paare trennen sich häufiger und nicht selten ist Untreue der Grund dafür. In der aktuellen Literatur zeigen sich wenig repräsentative Zahlen bzgl. des Auftretens von Untreue. Als Gründe werden hierfür wenige empirische Belege angezeigt, es wird unterstellt, dass der oder die untreue Partner:in selbst bei einer Befragung gewillt ist, die Untreue zu verheimlichen (Retzer, 2015, S. 263; Perel, 2017, S.35).
Die Tendenzen anonymer Umfragen ergeben, dass sich 90% der Männer und 75% dazu bekennen in ihrem Leben schon einmal fremdgegangen zu sein. In jeder zweiten Ehe sei Untreue schon einmal aufgetreten (Perel et al., 2020, S.35). Die vermuteten Häufigkeiten des Auftretens von Untreue und deren Potenzial die gemeinsame Beziehung, den Selbstwert und das Leben einer Person zu zerstören, zeigen die Bedeutsamkeit sich mit dem Umgang der Untreue Auseinanderzusetzen. Die durch Untreue hervorgerufene Krise kann im Kontrast dazu gleichsam eine konstruktive Wirkung erreichen, indem man lerne die Krise als Chance die etwas Gutes hervorbringe zu betrachten (Perel et al., 2020, S.23).